Ein touristischer Leuchtturm am Weserufer von Holzminden

Sensoria – was ist das eigentlich?

Über Sensoria, das am Weserufer geplante Haus der Düfte und Aromen wird in Holzminden viel diskutiert. Aber was dieses Haus eigentlich beinhalten wird, was es darstellt und an welche Besucher es sich richtet, ist eher Gegenstand von Vermutungen als von Wissen. Die Bürgerstiftung Holzminden, die dieses Projekt initiiert hat, möchte mit diesem Beitrag nun grundlegende Aufklärungsarbeit leisten. Im folgenden Text wird der Weg zu diesem Projekt dargestellt sowie Form und Inhalt beleuchtet.

Der Ausgangspunkt

Die Stadt Holzminden ist das internationale Zentrum der Riech- und Geschmacksstoffindustrie, hier liegt die Wiege der Aromenentwicklung. Seit 2003 positioniert und vermarktet sich Holzminden als „Stadt der Düfte und Aromen“. Der Wunsch, dieses Thema Einheimischen, Gästen und Touristen nahezubringen, besteht seit vielen Jahren. Aufgrund positiver Förderperspektiven durch die NBank hat die Bürgerstiftung Holzminden diese Idee im Jahr 2018 wiederaufgenommen und eine Machbarkeitsprüfung mit Konzeptstudie beauftragt und aus Eigenmitteln und Spenden finanziert. Die im Februar 2019 vorgelegte Studie hatte ein positives Ergebnis, es wurde folgendes Fazit gezogen: „Angesichts des aktuellen Förderszenarios bietet sich hier eine Chance, die sich die Stadt Holzminden zum Ausbau ihres Alleinstellungmerkmals nicht entgehen lassen sollte.“

Das Förderszenario

Die Förderung durch die NBank, von der Holzminden bei der Realisierung dieses Vorhabens profitieren kann, entspricht der „Richtlinie über die Gewährung von Zuwendungen zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) durch touristische Maßnahmen“. Damit ist auch schon beschrieben, an wen sich das Projekt richtet, nämlich in erster Linie an die Besucher Holzmindens. Noch vor wenigen Jahren war die wirtschaftliche Bedeutung des Tourismus für Holzminden recht gering. Obwohl Holzminden neben den Tourismus-Magneten Hann. Münden und Hameln mit ihren historischen Altstädten, Dr. Eisenbart und dem weltweit bekannten Rattenfänger und der Weltkulturerbestätte Corvey etwas im Schatten steht, hat die touristische Frequenz vor allem durch Radfahrer und Wohnmobilisten deutlich zugenommen. Der Platanen gesäumte Marktplatz mit seinem gastronomischen Angebot und die Wesernähe mit Weserhotel und Campingplatz machen Holzminden zu einem interessanten Touristenziel, dessen Attraktivität sich durch das Haus der Düfte und Aromen deutlich erhöhen würde. Dies wiederum würde vielen kleinen und mittleren Unternehmen in der Region zugutekommen. Und genau darum geht es bei dieser Fördermaßnahme der NBank.

In Holzminden passt alles zusammen

Sommerrodelbahnen, Spaßbäder, Kletterparks, Kunstmuseen – um die touristische Attraktivität Ihres Ortes zu steigern, fördern Städte und Gemeinden ganz unterschiedliche Einrichtungen und Institutionen. Oftmals werden bewährte Konzepte von anderen Orten einfach übernommen. Mit dem Haus der Düfte und Aromen hingegen, kann Holzminden etwas verwirklichen, was schon lange geplant war und was mit der Stadtgeschichte eng verflochten ist. Die geplante Touristenattraktion ist also gleichzeitig ein Identifikationsobjekt für die Holzmindener. da von der NBank ganz bewusst Leuchtturmprojekte, die architektonisch und inhaltlich herausragen, gefördert werden, hat die Machbarkeitsstudie schnell ergeben, dass nur ein Neubau sinnvoll sein kann. Und hier wurde mit dem Grundstück an der Weserbrücke ein idealer Ort gefunden, der erstens für Touristen sofort sichtbar ist und zweitens durch eine herausragende Bebauung eine städtebauliche Torfunktion für Holzmindens Innenstadt einnehmen kann.

Die Förderzusage

Die von der Bürgerstiftung vorgelegte Konzeptstudie hat im Frühjahr 2019 die Ratsmehrheit überzeugt. Man sprach sich für die Realisierung dieses Vorhabens in Holzminden aus und erteilte der Verwaltung den Auftrag, den Förderantrag bei der NBank zu stellen. Eine von der Bürgerstiftung geleitete Projektgruppe begleitet das Vorhaben. Dass der Förderantrag im Frühjahr 2020 zu 100% genehmigt wird, zeigt, dass die NBank von dem entwickelten Konzept und der Machbarkeitsstudie voll überzeugt ist. Mit der Förderzusage konnten die Planungen für die Realisierung in die nächste Phase gehen und konkretisiert werden. Dies verlief und verläuft gerade in Corona-Zeiten nicht immer reibungslos, sodass alle Beteiligten an einem Strang ziehen müssen, um den Fertigstellungstermin im Jahr 2022, an den auch die Förderzusage geknüpft ist, halten zu können. Das Wirtschaftsministerium hat signalisiert, dass im begründeten Fall der ursprünglich festgesetzte Termin 30.06. auf den 31.12.2022 hinausgeschoben werden kann. Darüber hinaus würden nicht automatisch alle Fördermittel infrage stehen, wenn das Projekt nicht in Gänze termingerecht abgeschlossen wird.

Der Bau

Wie bereits erläutert, werden von der NBank im Zusammenhang mit diesem Förderprogramm, vor allem touristische Leuchtturmprojekte gefördert. Dies passte perfekt zu der städtebaulichen Situation in Holzminden, wo ein Grundstück direkt an der Weserbrücke durch den Abriss eines Fachwerkhauses schon seit Jahren brach lag. An dieser Stelle soll Sensoria, das Haus der Düfte und Aromen in Holzminden entstehen. Mit der architektonischen Planung wurde das Büro Anderhalten (anderhalten.com) beauftragt. Das Berliner Büro zeichnet sich durch eine jeweils individuelle Herangehensweise aus. 2019 wurde das Büro mit dem Architekturpreis des Landes Sachsen-Anhalt für das Museum Luthers Elternhaus in Mansfeld ausgezeichnet. Momentan wird von Anderhalten unter anderem der Neubau des Bundesumweltamtes in Dessau realisiert. Das Haus der Düfte und Aromen in Holzminden wird im Innern wie eine sanfte Rampe gestaltet, auf der die Besucher den Ausstellungsbereich durchschreiten und ohne Treppen eine Ebene höher gelangen. Ein Multifunktionsraum, von dem auch der Duftgarten auf der Dachterrasse zugänglich ist, krönt das 18 Meter hohe Gebäude, dessen Energieversorgung mit neuester Technik von Stiebel Eltron geplant ist. Die Fassade greift das Karomuster der an Holzmindener Altbauten teilweise noch verbreiteten Sandsteinbehänge auf. Nachts wird die Fassade schimmernd hinterleuchtet.

Das Innenleben

Mit der Ausstellungsgestaltung wurde das Düsseldorfer Büro NowakTeufelKnyrim (n-t-k.de) beauftragt. Designer Stefan Nowak stammt aus Holzminden und kann eine Ausbildung zum Parfümeur vorweisen. Beim Gestaltungsansatz dieses Büros geht es um die Vermittlung von Wissen durch Erleben und szenische Installationen, in die die Besucher eintauchen können. NowakTeufelKnyrim kann zahlreiche hochrangige Referenzen aufweisen, aktuell arbeitet das Büro am Erlebniszentrum Naturgewalten auf Sylt und an der Neugestaltung des LVR-Landesmuseums in Bonn.

Das Thema

Das Haus der Düfte und Aromen in Holzminden wird weder ein Industriemuseum noch eine Ausstellung von Parfumflakons. Düfte und Aromen werden ganz grundsätzlich begriffen: Es geht um die menschlichen Sinnesorgane, die Riechen und Schmecken ermöglichen, dann geht es um die Kultur des Essens, die Verfeinerung der Sinne. Diese Verfeinerung der Sinneswahrnehmung bzw. der Anspruch, neue Geschmäcker zu genießen führte in der Menschheitsgeschichte schließlich zum Anbau und dem Handel von Duft- und Geschmackstoffen. Hier kommt Holzminden ins Spiel, denn Wilhelm Haarmanns in Holzminden getätigte „Erfindung“ des künstlichen Vanillins revolutionierte den weltweiten Geschmackstoffmarkt. Auch wenn es heute eher darum geht, den Geschmack von Lebensmitteln und den Duft von Parfums mit natürlichen Stoffen zu beeinflussen, ist die industrielle Produktion dieser Stoffe nicht ersetzbar.

Stadt der Düfte und Aromen

Das Thema Düfte und Aromen spricht alle Menschen an. Insofern sind alle Besucher und Einwohner Holzmindens eingeladen, die Ausstellung zu erleben. Aber beim einmaligen Ausstellungserlebnis muss es nicht bleiben: Sensoria, das Haus der Düfte und Aromen, wird zum Zentrum der Aktivitäten des Stadtmarketings, das schon heute das Thema Düfte und Aromen in vielfältiger Form mit Leben erfüllt. Mitarbeiter des Stadtmarketings werden in das Gebäude umziehen, und die zahlreichen Seminare, die schon heute zu diesem Themenbereich angeboten werden, werden künftig im Multifunktionsraum des Hauses stattfinden können.

Tourismus im Weserbergland

Wie oben ausgeführt, ist die Bürgerstiftung davon überzeugt, dass Sensoria, das Haus der Düfte und Aromen in Holzminden ein attraktives und hoch frequentiertes Ziel von Touristen und regionalen Besuchern darstellen wird. Man muss das Projekt aber auch von einer höheren Ebene betrachten, denn diese Erlebniswelt der Düfte und Aromen kann die Attraktivität des Weserberglandes insgesamt steigern. Reiseentscheidungen werden nicht aus einem einzigen Grund getroffen, ausschlaggebend sind vielmehr teilweise sehr unterschiedliche Faktoren. Unter diesen Faktoren kann eine moderne Erlebniswelt der Sinne ein ausschlaggebender Aspekt sein, der das mit Natur und Geschichte verbundene Reiseerlebnis im Weserbergland perfekt ergänzt.

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Beschlossen: Das Projekt „Sensoria“ soll nun umgesetzt werden

Mit 20 Ja-Stimmen hat der Rat der Stadt Holzminden mehrheitlich den Umsetzungsbeschluss zum Projekt „Sensoria“ gefasst. „Die Verwaltung wird beauftragt, das Projekt Sensoria Düfte und Aromen in Holzminden fristgerecht zu realisieren“, heißt es in dem Beschluss. Ein Zuwendungsbescheid liegt ebenso vor. Das Land Niedersachsen wird das Projekt mit knapp 2,7 Millionen Euro fördern. Der Antrag auf Projektförderung zum Bau einer Erlebniswelt Düfte und Aromen wurde bereits in der Ratssitzung am 6. Februar beschlossen. „Damit sind alle Voraussetzungen erfüllt, das Projekt nunmehr umzusetzen“, heißt es weiter in der Vorlage. Auf 20 Ja-Stimmen folgten acht Gegenstimmen und fünf Enthaltungen.

Foto: Anderhalten Architekten

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Höchstförderung für Sensoria Holzminden – Fast 2,7 Mio. €

Das Wirtschaftsministerium fördert das Projekt „Sensoria – Düfte und Aromen“ mit 2,674 Mio. €. Das erfuhr der Landtagsabgeordnete Uwe Schünemann auf Anfrage von Minister Bernd Althusmann. „Das ist das langersehnte Aufbruchsignal für die Innenstadt Holzminden und den Tourismus der gesamten Region“, freut sich der CDU Politiker. Eine solche Initialzündung sei vor dem Hintergrund der Corona-Pandemie noch wertvoller. Konzept, Architektur und Strahlkraft hätten die Jury überzeugt. Alle Kriterien seien mit Bestnoten bewertet worden. Mit dieser Bestätigung könne nunmehr mit hohem Engagement die Umsetzung erfolgen. (mehr …)

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Rat beschließt: Haus der Düfte und Aromen soll Sensoria heißen

Mit einer Gegenstimme und sieben Enthaltungen hat der Rat der Stadt Holzminden in seiner jüngsten Sitzung den Namen der geplanten Erlebniswelt festgelegt. „Sensoria Düfte & Aromen Holzminden“ soll das Projekt zukünftig heißen. Aus einer Vielzahl von Vorschlägen stellten die Mitglieder der Projektgruppe diesen Namen den Ratsmitgliedern zur Abstimmung. Weitere Favoriten seien „Aura“ und „Aroma“ gewesen. (mehr …)

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